In einem SOS-Kinderdorf finden elternlose und verlassene Kinder ein neues Zuhause. Sie wachsen dort in der Geborgenheit einer SOS-Familie auf: liebevoll umsorgt von ihrer SOS-Kinderdorf-Mutter, zusammen mit Geschwistern. Jeweils fünf bis zehn Mädchen und Jungen leben gemeinsam mit ihrer SOS-Mutter in einem Familienhaus. Zehn bis 15 SOS-Kinderdorf-Familien bilden eine Dorfgemeinschaft. Die SOS-Kinderdörfer sind der Ausgangs- und Mittelpunkt unserer weltweiten Arbeit.
Die vier pädagogischen Prinzipien des SOS-Kinderdorfes:
- Die Mutter: Jedes Kind hat eine Mutter Die SOS-Mutter baut zu jedem ihr anvertrauten Kind eine enge Beziehung auf und gibt ihm die Sicherheit und Geborgenheit, die es braucht.
- Die Geschwister: Familienbande werden geknüpft Mädchen und Jungen verschiedenen Alters leben in einer SOS-Familie wie Brüder und Schwestern zusammen. Leibliche Geschwister werden immer gemeinsam in einer Familie aufgenommen.
- Das Haus: Jede Familie gestaltet ihr eigenes Heim Die Kinder und ihre SOS-Mutter leben zusammen in einem Haushalt. Mit seinem eigenen Lebensrhythmus und seiner Atmosphäre bildet das Haus den Mittelpunkt für das Familienleben.
- Das Dorf: Die SOS-Familie ist Teil der Gemeinschaft SOS-Familien bilden zusammen eine Dorfgemeinschaft, die ein unterstützendes Umfeld für eine glückliche Kindheit bietet. Die Familien tauschen Erfahrungen aus und helfen sich gegenseitig. Sie sind in der Nachbarschaft integriert.
1975 wurde in der Nähe des Stadtzentrums von Lima das SOS-Kinderdorf Zárate als erstes von elf peruanischen SOS-Kinderdörfern eröffnet. In 16 Familienhäusern gestalten heute 97 Mädchen und Jungen gemeinsam mit ihren SOS-Müttern und Familienhelferinnen den Alltag. Der Alltag im Dorf ist vielseitig: Schule, Haushalt, Hausaufgaben, gemeinsam Essen und natürlich Freizeit gehören dazu. Bei der Auswahl der Freizeitaktivitäten ist für jeden etwas dabei. Tanzen, Singen oder Musizieren für die Kleineren - Fußball, Volleyball und Basketball für die etwas Älteren und Sportbegeisterten zählen zu den Favoriten.
Die größten Herausforderungen des Landes
Ungleichbehandlung von Mädchen, Diskriminierung von indigenen Familien, Entwicklungsun-terschiede von Stadt und Land: Viele Kinder in Peru erfahren Ungerechtigkeit und leben unter schwierigen Bedingungen. 25% der Bevölkerung leben in absoluter Armut, davon sind viele Kinder. Sie sind unterernährt, müssen Kinderarbeit leisten und besuchen keine Schule. Frühe Schwangerschaften und Gewalt im Elternhaus beeinträchtigen die Entwicklung der Kinder.
- Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen wird die indigene Bevölkerung Perus diskriminiert. Viele Kinder haben keinen Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung.
- Überdurchschnittlich viele Frauen sterben aufgrund von Komplikationen bei der Geburt. Peru zählt zu den Ländern mit der höchsten Kinder- und Müttersterblichkeit in Lateinamerika.
- Vor allem in ländlichen Regionen gehen viele Kinder nicht zur Schule. Mädchen wird der Zugang zu Bildung erschwert. 6 % aller Peruaner können weder lesen, noch schreiben.
- Die Landbevölkerung ist besonders abhängig von einer intakten Umwelt. Abholzung und Brandrodung zerstören Ackerland – mit dramatischen Folgen für die Familien auf dem Land.
- Die Armut auf dem Land zwingt die Menschen, ihr Land zu verlassen. Sie hoffen auf Arbeit in Perus Hauptstadt Lima, landen aber zumeist in den Elendsvierteln. Nach Schätzungen leben und arbeiten 19% der Kinder in den Straßen Peruanischer Städte.
Not und soziale Missstände waren bereits 1975 Grund genug für den Bau des ersten SOS-Kinderdorfes in Zárate bei Lima. Die schwere Wirtschaftskrise der 80er-Jahre hatte eine dramatische Verarmung zahlreicher Familien zur Folge, und das soziale Elend der Schwächsten der Gesellschaft, der Kinder, vergrößerte sich immer mehr. Aufgrund des großen Bedarfs wurden weitere SOS-Einrichtungen im ganzen Land gebaut.
Heute gibt es in Peru zwölf SOS-Kinderdörfer (eines in Bau), 18 SOS-Jugendeinrichtungen, zehn SOS-Sozialzentren und ein SOS-Berufsbildungszentrum an insgesamt zwölf Standorten.